Ehrenamtliche schenken Zeit...

  • Diakonie Kulmbach

...und aus „Fremden“ werden echte Kontakte

Der Besuchsdienst Aktion "Zeit haben" der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit der Diakonie Kulmbach sendet Ehrenamtliche zu Menschen, die häufig alleine oder nicht mehr mobil sind. Sie bringen Abwechslung durch Besuche und Gespräche, begleiten bei Erledigungen, gehen miteinander spazieren und teilen die eine oder andere Lebensgeschichte. Weitere Ehrenamtliche werden dringend gesucht.

Bei dem einen sind die Kinder aus dem Haus oder zumindest tagsüber auf der Arbeit, bei dem anderen ist der Ehepartner gestorben und es gab niemals Kinder. Als man „noch rüstiger“ war und noch selbst in die Stadt kam, traf man sich hier und da mit Freunden im Café…

Doch mit der Mobilität gehen meist auch viele dieser kleinen Freuden verloren – damit auch Kontakte und Gespräche.

Der Besuchsdienst Aktion "Zeit haben" der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit der Diakonie Kulmbach setzt sich genau für die Menschen ein, die gerne mehr Kontakt hätten, die sich einsam fühlen und einfach einen Gesprächspartner suchen. Die Ehrenamtlichen haben Zeit zum Zuhören, für Gespräche, zum Vorlesen oder begleiten ältere Menschen beim Spaziergang, bei Einkäufen, beim Arztbesuch oder bei Ämter- und Behördengängen – stets individuell und nach Absprache. „Ob einmal in der Woche oder einmal im Monat, alles ist möglich“, so Projektleiterin Nadine Hacker.

Einer der engagierten Frauen und Männer „im Einsatz“ war Gerhard Herold aus Kulmbach. Heute kann er aus Altersgründen keine Besuche mehr tätigen, doch er erinnert sich gerne an diese - für ihn selbst auch prägende Zeit - zurück: „Menschen kennenzulernen ist immer auch persönlich wertvoll.“

Viele Jahre lang hatte er etwa einen älteren Mann regelmäßig besucht. Einmal in der Woche kam er zu dem zuletzt 90-Jährigen nach Hause und führte viele Gespräche mit ihm oder las ihm vor. Dabei tauschten sie Persönliches aus, soweit beide dies wünschten, erzählten sich aus ihrer Vergangenheit oder verständigten sich über gemeinsame Interessen – in diesem Fall: die klassische Musik. „Nicht immer waren die Gespräche einfach, aber die Aura war da.“ Manchmal hat er sich für die gemeinsamen Stunden vorbereitet, andere Male hat das Leben selbst vielfältige Gesprächsanlässe und Themen geboten. „Er hat nie gesagt, was er sich von mir wünscht“, erzählt der Ehrenamtliche in Gedanken an sein Gegenüber. Dabei zeigt er sich beeindruckt von dessen Fähigkeit, genaue Daten von Kriegsereignissen oder Personen der Geschichte rezitieren zu können.

Von anderen Ehrenamtlichen erfährt Nadine Hacker wiederum, dass viele Seniorinnen und Senioren auch sehr mitteilsam sind. „Sie freuen sich über das zu reden, was in Kulmbach los ist, über ein Kartenspiel oder einen Cafebesuch. Einfach gemeinsam.“ So individuell wie die Menschen sind, so individuell ist auch das Verhältnis zwischen den Ehrenamtlichen und ihrem Gegenüber.

Bei Gerold Herold etwa wurde aus zunächst Fremden mehr: „Wir haben eine gute Beziehung zueinander aufgebaut“, beschreibt er. „Es geht darum, sich um jemanden zu kümmern – auch, wenn es nur kurz ist -, aber das kann sehr wertvoll sein. Man muss auch nicht immer viel sagen, aber immer mal nach dem anderen zu schauen ist wichtig.“ Denn Gerhard Herold weiß: Wenn es einem Menschen schlecht geht, können die Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein. Man sollte einen Sinn dafür entwickeln, was angemessen ist. Er selbst hat auch viel gelernt in dieser Zeit, deren Anfänge wohl rund zehn Jahre zurückliegen: „In einem Ruhestand wollte ich noch eine Kleinigkeit machen“, blickt Gerhard Herold zurück, der den Initiator der Aktion „Zeit haben“ auch persönlich kennt. So war er einst auch auf das Projekt aufmerksam geworden.

Der Besuchsdienst Aktion "Zeit haben“ sucht weitere Ehrenamtliche. Die Voraussetzungen: „Zeit“, lächelt Projektleiterin Nadine Hacker, „und Herz.“

Einmal im Monat kommen zudem die Ehrenamtlichen vom Besuchs- und Helferdienst zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig Tipps zu geben.

Weitere Informationen gibt es bei Nadine Hacker: per Telefon mit Anrufbeantworter 09221 / 605 777 3 oder per E-Mail an hacker@diakonie-kulmbach.de.

Zwei Senioren betrachten ein Buch
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