Während der Fokus der Pflegekräfte auf dem Körper liegt, so liegt das Augenmerk des Sozialdienstes auf der zusätzlichen Unterstützung, Stabilisierung und Förderung der Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenheime. Das geht Hand in Hand: Wie Angebote, aber auch Fürsorge eine ganzheitliche Betreuung im Mainleuser Stift ermöglichen.
Der Nachmittag ist trüb und kühl, doch im Inneren des Mainleuser Stifts der Diakonie Kulmbach dominiert muntere Kreativität: Heute stempeln viele Bewohnerinnen und Bewohner individuelle Grußkarten. Lisa Wächter, Leiterin des Sozialdienstes und ihr Team, begleiten die Aktion, unterstützen bei Bedarf und… sind mal wieder erstaunt, wie gut Menschen doch beim gemeinsamen Basteln ins Gespräch kommen: über ihre Gedanken, Religion, Kultur und vieles mehr. Es ist eine ganz besondere Gemeinschaft.
Dasselbe beobachtet die Sozialpädagogin Lisa Wächter am Nachmittag beim „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“-Spiel. „Das haben wir früher auch oft gemacht“, sagt plötzlich ein Senior, der etwas abseits sitzt, aber dennoch das Treiben gespannt verfolgt. Lisa Wächter beobachtet, hört gespannt zu und motiviert ihn, weiterzuerzählen. Der ältere Herr kramt in seinen Erinnerungen, seine Gesichtszüge werden weich und er beginnt: „Das war, als…“. Als er fertig ist, schließen sich weitere Bewohnerinnen und Bewohner an. „Das ist Biografiearbeit“, erklärt Lisa Wächter. Die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte jedes einzelnen aktiviert die Wahrnehmung, Gedanken und Erinnerung der Personen selbst. Diese können fröhlich, nachdenklich, verschwommen oder auch traurig sein. „Wir begleiten die Menschen dabei auf sehr sensible Art.“ Das Wissen um solche Details hilft zusätzlich auch den Pflegekräften, die älteren Menschen in ihrer Einzigartigkeit zu verstehen und damit zu einer besseren und wertschätzenden Pflege beizutragen.
Biografiearbeit im Alltag und in Gesprächen
Die Biografiearbeit ist eine der Aufgaben des Sozialdienstes im Mainleuser Stift. In einem Biografiebogen dokumentieren die Fachkräfte wichtige Details jeder Vita, die sie oftmals im Alltag, im persönlichen Gespräch oder in einer Gruppenkonstellation erfahren. Sie geben dem gesamten Team weitere wichtige Anhaltspunkte für die Pflege.
Breit gefächerte Gruppenangebote
Lisa Wächter und das weitere Team aus gerontopsychiatrischen Fachkräften sowie fünf Betreuungsassistenten haben ein breites, immer wieder neues Angebot in Mainleus erarbeitet. Neben verschiedenen Festen und beispielsweis musikalischen Veranstaltungen können die Senioren - je nach ihren Interessen - ihre Tage gestalten. Dabei wählen sie aus verschiedenen Gruppenangeboten wie Zeitungsrunden, Handarbeitsgruppen, Gymnastikeinheiten oder dem „rollenden Kiosk“ über Spaziergänge und religiöse Angebote bis hin zu Einzelgesprächen aus. Stets im Fokus stehen dabei der Erhalt der Ressourcen und Fähigkeiten, eine bestmögliche Selbstständigkeit sowie die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner. Auch Besuche bereichern den Alltag der Frauen und Männer: Die örtlichen Kindergärten, Klassen der Grundschule, Vereine wie die Projektgruppe Mainleus sowie engagierte Ehrenamtliche kommen ins Mainleuser Stift. Sie lockern den Tagesablauf der Senioren auf, fördern dabei die Kommunikation und bereiten schlichtweg Freude.
Pflege für Körper und Seele: Hand in Hand
Dafür muss Lisa Wächter im Alltag stets aufmerksam sein: Die Sozialpädagogin steht meist im Austausch mit Angehörigen oder Betreuenden, aber sie hat auch gelernt, die Mimik und Gestik der Frauen und Männer zu lesen. „Man braucht ein Gespür dafür, was die Person gegenüber gerade braucht: Zuspruch, Nachfragen, Stille oder etwas anders“, erklärt sie und muss sich dabei immer wieder neu auf die Menschen einstellen. Denn: „Die Menschen entwickeln sich.“
Nicht immer muss es jedoch ein voller Wochenplan voller Beschäftigung sein. „Manchmal sind auch niederschwellige und spontane Dinge sehr effektiv, wie zum Beispiel Brettspiele am Nachmittag. Da entstehen Gemeinschaft und Emotionen, da tauscht man sich aus“, lacht sie. Viele solcher Spiele enden mit positiver Bestärkung an den Sozialdienst: „Ach, das war jetzt mal wieder schön!“ Gleichzeitig erhält Lisa Wächter oft Dank und Wertschätzung.
Das bestärkt den Anspruch des gesamten Teams: „Pflege bedeutet mehr als auf den Körper zu schauen. Unsere Pflegekräfte leisten jeden Tag unglaublich viel, denn sie stellen die Grundversorgung sicher. Wir als Sozialdienst ergänzen das um Gutes für die Seele, wir haben Zeit und einen ganz besonderen Blick.“
Ganzheitliche Pflege in allen Seniorenheimen der Diakonie Kulmbach
Nicht nur im Mainleuser Stift, sondern auch in den weiteren Einrichtungen der Diakonie Kulmbach wird die genannte Grundhaltung der ganzheitlichen Pflege, die Verbindung von Grundpflege und „Pflege für die Seele“, gelebt. Im Pflegeheim "Evangelisches Wohnstift" leitet Cornelia Müller den Sozialdienst für die Bewohnerinnen und Bewohner, in der Seniorenwohnanlage MAINPARK hat Frau Alexandra Sauer diese Aufgabe inne. Diese zusätzliche Begleitung entlastet die Pflegekräfte auf den Stationen, deren Fokus auf der Grundpflege, also der körperlichen Pflege, der Bewohnerinnen und Bewohnern liegt. Dadurch gelingt es, noch individueller und umfassender auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen.
Weitere Informationen zu den Seniorenheimen der Diakonie Kulmbach unter diakonie-kulmbach.de/wohnen-pflege/
Übrigens: Der Soziale Dienst in einem Pflegeheim ist nicht zu verwechseln mit dem "Allgemeinen Sozialen Dienst" (ASD), dieser wird von Behörden organisiert und ist überwiegend auf soziale Aufgaben im Bereich Familie & Kinder ausgerichtet.