Am „Tag der Pflege“ am 12. Mai laden die Pflegekräfte der Seniorenheime und der Diakonie Sozialstation“ der Diakonie Kulmbach vor der Geschäftsstelle in der Klostergasse zum Austausch, aber auch Bewusstwerden des kritischen Pflegenotstands ein: „Es ist fünf nach zwölf: Zeit zu handeln!“ – und dafür braucht es die Stimme der Bevölkerung. Dabei wartet noch eine Besonderheit auf die Kulmbacherinnen und Kulmbacher.
Fünf nach 12 – für viele der Schritt am Freitagmittag aus dem Büro hinein ins Wochenende? Für die Pflegekräfte in Deutschland, insbesondere auch der Diakonie Kulmbach, markiert diese Uhrzeit jedoch eine kritische Schwelle: Der Pflegenotstand und die ausstehenden, verbesserten Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden stehen immernoch aus – dabei zeigen sich schon jetzt Notstände. Das Motto des „Tag der Pflegenden“, an dem sich weltweit viele Menschen, Dienste und Einrichtungen beteiligen, ist somit bewusst gewählte Realität.
Aus diesem Grund gehen auch die Mitarbeitenden der drei Seniorenheime Evangelisches Wohnstift, Seniorenwohnanlage Mainpark und Mainleuser Stift der Diakonie Kulmbach sowie der Diakonie Sozialstation am Freitag, 12. Mai 2023, „auf die Straße“. Vor der Geschäftsstelle in der Klostergasse machen sie von 10 bis 14 Uhr auf ihren Einsatz und ihre Verantwortung aufmerksam: „Man kann als Pflegekraft nicht einfach aufhören, nur weil die Rahmenbedingungen mehr als schlecht sind. Die Menschen brauchen uns, jeden Tag“, erklärt Mareike Schuberth, Pflegedienstleitung im Mainpark. Dabei wollen sie der Bevölkerung vor allem auch die schönen Seiten ihres Berufs zeigen: „Es heißt ja oft, Pflege macht müde und ist immer das Gleiche, aber das stimmt nicht. Pflege ist tiefgründig, wissenschaftlich, herzlich, abwechslungsreich und vieles mehr. Die Arbeit bereichert uns auch.“ Und wie genau, das erfahren die Kulmbacherinnen und Kulmbacher im persönlichen Gespräch – zum Beispiel im Rahmen des kostenlosen Blutdruckmessen. Hier wartet noch eine kleine Überraschung auf die Teilnehmenden.
Auch diese selbst können an diesem Tag handeln: Sie können ihre ganz persönliche Wertschätzung für die Pflegekräfte auf Papier bringen, die dann wiederum in den Seniorenheimen und der Diakonie Sozialstation für alle Mitarbeitenden zugänglich gemacht wird.
„Und langfristig wünschen wir uns, dass der Pflege endlich der Fokus zukommt, der notwendig ist“, so Jürgen Konrad, Leiter des Fachbereichs Wohnen und Pflege die Senioren der Diakonie Kulmbach. „Das beginnt bei einem einzigen Kulmbacher, der das Thema in seinen Freundes- und Bekanntenkreis mitnimmt, der es in den Vereinen und politischen Organen kundtut und so weiter: Damit wir noch lauter werden.“
Denn es ist „5 nach 12“. Es gibt immer mehr pflege- und hilfebedürftige Menschen und immer weniger Pflegende: Neben dem „demographischen Pulverfass“, das Maria Loheide, Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, bereits im vergangenen Jahr angemahnt hatte, rückt der Ruhestand von knapp 500.000 Pflegekräften, die in den kommenden zehn Jahren in ihren Ruhestand gehe, immer näher. Eine Lösung sei nur in Sicht, wenn Pflegekräfte eine nennenswerte Anerkennung ihrer Leistung erhalten. Eine bessere Personalausstattung und eine faire Bezahlung gehören genauso dazu, wie verlässliche freie Zeiten sowie freie Wochenenden“, führt Jürgen Konrad weiter aus. Denn Pflege konkurriere mit zahlreichen Ausbildungsberufen, die ebenso gut bezahlt seien aber eben genau diese verlässlichen und familienfreundlichen Arbeitszeiten haben.
Genau diese Situation trübt so auch das neu entwickelte Personalbemessungsinstrument für die Altenpflege im Pflegeversicherungsgesetz: Es verspricht zum 1. Juli dieses Jahres eine neue, bessere Pflegewelt mit mehr Kolleginnen und Kollegen. „Das sollen vor allem Assistenzkräfte in einem neuen Personalmix sein“, erklärt Jürgen Konrad. Dennoch bleibe die Frage: Woher nehmen und nicht stehlen? Denn der Personalmangel in der Pflege ist längst schon Realität und macht auch vor den Assistenzkräften nicht Halt.
Der „Tag der Pflegenden“, der jährlich am 12. Mai stattfindet, erinnert an den Geburtstag der britischen Krankenpflegerin und Pionierin der modernen Krankenpflege, Florence Nightingale. Sie trug wesentlich dazu bei, dass sich die Krankenpflege zu einem gesellschaftlich geachteten und anerkannten Berufsweg für Frauen entwickelte.