Mehr Belastungen für Familien und wenige freie Plätze in Kurklinken: Die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit KASA berät und vermittelt in Kur- und Erholungshilfen, hat aber auch die wichtige Nachsorge im Blick. Der heutige „Internationaler Tag der seelischen Gesundheit“ soll an die immer noch falsche Stigmatisierung psychischer Krankheiten erinnern.
Eins, zwei… „Treffer“. Ein trauriger. Fast jeder dritte Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Rund zehn Prozent der Fehltage bei den Berufstätigen gehen auf Erkrankungen der Psyche zurück, so das Bundesministerium für Gesundheit. Um „die Kippe“ zwischen seelischer Belastung und Krankheitsbild noch in die richtige Richtung zu schieben, sind Kur- und Erholungshilfen eine gute Möglichkeit, erklärt Antonia Beyerlein, stellvertretende Leitung der Kirchlichen Allgemeine Sozialarbeit KASA. Diese leistet mit ihrem Beratungs- und Vermittlungsangebot für das Müttergenesungswerk einen wichtigen Beitrag zur „seelischen Gesundheit“ vieler Menschen. Denn neben Mutter-Kind-Kuren gibt es heute vielfältige Erholungsangebote auch für Väter, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche sowie Pflegende Angehörige. Der heutige internationale Gedenktag der „seelischen Gesundheit“erinnert an die oftmals noch zu geringe Bedeutung des meist nicht gleich offensichtlichen Leidens.
Mehr Belastungen für Familien und Alleinerziehende
Dabei haben die Belastungen für Familien und besonders auch Alleinerziehende gerade auch in der Pandemie zugenommen: Die Vereinbarkeit von Job und Kindern, Home-Schooling, Wochenendarbeit und Existenzängste prägen derzeit immer noch viele Haushalte. Hinzu können Trennungsängste und Krankheiten kommen. „Die psychische Belastung von vielen Eltern und Kindern ist dabei nicht immer gleich offensichtlich und für noch weniger Menschen nachvollziehbar“, weiß Antonia Beyerlein. „Eine gebrochene Hand sieht jeder. Aber wie es in einem Menschen aussieht, nicht.“ Das Problem sei dabei nicht die Verborgenheit der jeweiligen Bürde, sondern deren Stigmatisierung. Betroffene haben, so die Erfahrung der Sozialpädagogin B.A., oft Angst damit offen umzugehen und sich Hilfe zu holen. „Viele haben vielleicht schon öfter den Satz gehört: Stell dich doch nicht so an! Ist doch alles nicht so schlimm! Kuren sind nur was für Leute, die mit dem Leben nicht klarkommen.“ Ein Irrtum. „Der Schritt, eine Kur zu beantragen, zeugt von Mut.“
Kur als Einstieg mit Nachsorge
Eine Mutterkur, eine Mütter-Kind-Kur, eine Vater-Kind-Kur, eine Kinder- und Jugenderholung oder eine Familienerholung, zu denen die KASA berät, können eine Auszeit zum Alltag schaffen und einen Anstoß zur Lösung und Besserung der Situation geben. „Wenn man von Problemen Abstand bekommt und dabei vielleicht noch professionelle Anleitung in Form mancher Einzel- oder Gruppentherapien, kann man lernen, besser mit einer Sache umzugehen und neue Kraft tanken“, so Antonia Beyerlein und denkt dabei an Gesprächstherapien, aber auch Entspannungs- und Sportangebote. Sie betont jedoch auch: Mit einer Kur seien die Probleme nicht gelöst. „Das ist nur ein Einstieg. Danach muss man am Ball bleiben und sich entsprechende Nachsorgeangebot suchen.“
Noch keine manifestierten Krankheitsbilder
Geeignet sei eine solche Kur grundsätzlich für alle Personen, die an dauerhaften Gesundheitsproblemen wie Abgeschlagenheit, Anpassungsstörungen, Unruhe- und Angstgefühlen, Schlafstörungen oder Erschöpfungszuständen leiden, die im Zusammenhang mit der Familienarbeit oder Pflegearbeit stehen. Wichtig dabei: Die psychischen Krankheitsbilder haben sich noch nicht manifestiert. „Lassen Sie sich beraten, wenn Sie merken: Meine körperliche und seelische Verfassung steht auf der Kippe.“ Antonia Beyerlein oder Pia Schmidt, Leiterin der KASA, erörtern dann in einem gemeinsamen Gespräch die persönliche Lebenssituation, informieren über die Voraussetzungen für eine Kur, unterstützen bei der Antragstellung, bieten Nachgespräche und Auskünfte zu weitere Anlaufstellen an. Übrigens: Für eine Kur werden keine Urlaubstage auf den gesetzlichen Urlaub angerechnet.
So wichtig diese Angebote auch sind, sei es jedoch ebenso wichtig, im Privatem Prävention zu betreiben: Sich im Alltag „kleine Ruheinseln“ zu gönnen, Auszeiten nur für sich selbst zu schaffen, mal nicht erreichbar sein – zählt Antonia Beyerlein auf. Dafür gehöre es auch, gegebenenfalls eine zusätzliche Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen. „Außerdem ist es wichtig, auch mal NEIN sagen zu können: Sich davon zu lösen, sich für Vieles verantwortlich zu fühlen und auch mal einen Termin abzusagen.“ Das gilt an jedem Tag im Jahr, nicht nur heute am „Internationalen Tag der seelischen Gesundheit“.
Weitere Angebote, wie etwa eine Allgemeine soziale Beratung, die Unterstützung von Selbsthilfegruppen, die Vermittlung an Fachberatungsstellen (Arbeitslosenberatung, Suchtberatung, Familienberatung und weitere) oder Angehörigenarbeit, gehören ebenso zum Aufgabenfeld der KASA.
Die kirchliche allgemeine Sozialarbeit (KASA) ist erste Anlaufstelle im Netzwerk diakonischer Dienste und Einrichtungen und bietet Beratung, Information, Vermittlung und Unterstützung an, um Menschen zu helfen, ihren Alltag zu bewältigen und ihre Notsituation zu überwinden. Unsere Beratung ist kostenfrei. Wir unterliegen der Schweigepflicht und beraten unabhängig von Alter, Nationalität, politischer und religiöser Überzeugung.
Kontakt:
Pia Schmidt, KASA - Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit KASA, Kronacher Straße 9, 95326 Kulmbach
Telefon 09221 / 605 77 73 oder Mail: p.schmidt@diakonie-kulmbach.de;
Antonia Beyerlein - Nebenstelle KASA im Familientreff, Negeleinstraße 5, 95326 Kulmbach
Telefon 09221 / 80 11 8-11, Mobil 0151 / 2314 11 21, Mail: antonia.beyerlein@diakonie-kulmbach.de
diakonie-kulmbach.de/kirchliche-allgemeine-sozialarbeit/